6 Monate - über die Hälfte ist schon vorbei. Zu diesem Anlass habe ich mir die Zeit genommen, mal auf meine Erwartungen zurückzuschauen und zu sehen, wie viel davon schon erfüllt wurden.
Eine Gastfamilie, die zu einer zweiten eigenen wird. - Eindeutig! Ich weiss jetzt schon, dass ich meine Gastfamilie unglaublich vermissen werde, weil ich mich wirklich als Teil von ihnen fühle.
Mein Englisch verbessern. - Da ich fast komplett in Englisch denke, eigentlich nie Verständnisprobleme habe und mir oft gesagt wird, dass mein Akzent kaum hörbar ist, bin ich stolz sagen zu können: Auch erfüllt.
Mich dem “American way of life” anpassen. - Klar hat man mal Phasen, wo einen die amerikanische Mentalität nervt oder man anfängt, sie zu verurteilen. Aber angepasst habe ich mich gut und im Grunde komme ich mit dem Alltag hier auch super klar. (Okay, um mal ehrlich zu sein: Hauptsächlich nervt mich, dass viele Jugendliche hier doch sehr oberflächlich sind und ein Großsteil hier nicht fähig ist, den Mund beim Essen zuzumachen -.-)
Ein kleines großes Abenteuer erleben, Herausforderungen meistern, daran wachsen und mich persönlich weiterentwickeln. - Ein Abenteuer ist es auf jeden Fall! Ich finde die Vorstellung, dass ich einfach am anderen Ende der Welt bin und ein neues Leben angefangen habe manchmal immer noch unglaublich! Herausforderungen gab es so einige. Auch ich hatte Tage, an denen ich nur noch abbrechen und nach Hause wollte. Aber durch die bedingungslose Unterstützung all meiner Entscheidungen durch meine Familie und Freunde zu Hause und Gesprächen mit meiner Gastmama wurde mir immer wieder bewusst: Ich schaffe das! Nicht weil ich muss, sondern weil ich will!
Irgendwo ist es selber schwer zu beurteilen, aber ich habe eindeutig das Gefühl, an dieser Erfahrung reifer geworden zu sein, selbstbewusster und selbstständiger. Ich habe gelernt, mehr Rücksicht auf meine Mitmenschen zu nehmen, mich anzupassen und offen für Neues zu sein. Ich habe das Gefühl, jetzt besser zu wissen, was mir wirklich wichtig ist und worüber ich mir früher grundlos Gedanken gemacht habe.
Der 6. Monat war bei mir außerdem der, wo sich manche Dinge einfach verändert haben. An einem Tag saß ich morgens beim Tennis auf der Bank beim Zuschauen und mir wurde plötzlich einfach klar: Hey, die Tatsache, dass du deine Freunde und Familie erst in 5 Monaten wieder hast, wird sich nicht ändern. Was ich ändern kann, ist, wie ich mit der Zeit bis dahin umgehe. Die will ich ja wohl genießen und nicht traurig sein! Das ist genau das, was mir auch immer wieder gesagt wurde, aber es hat einfach irgendwie gedauert, bis ich das selber auch gefühlt habe. Sodass ich mit Heimweh inzwischen viel besser umgehen kann und es eigentlich nur als positiv ansehe, weil es mir zeigt, wie eng die Beziehungen zu meinen Liebsten wirklich sind.
Auch diesen Monat hatte ich zum ersten Mal so wirklich wirklich das Gefühl, hier nicht mehr weg zu wollen. Ich will zwar meine Leute wiederhaben. Aber hier irgendwann fuer immer weggehen? Das kann ich mir auch irgendwie nicht vorstellen.